Hormone beim Mann: ein Überblick

Funktionen, Zusammenspiel und Symptome bei Ungleichgewicht der männlichen (Sexual-)Hormone

Hormone sind biochemische Botenstoffe, die hauptsächlich in spezialisierten Drüsen gebildet werden und über das Blut zu ihren Zielorganen gelangen. Sie steuern zentrale Körperfunktionen wie Stoffwechsel, Wachstum, sexuelle Funktionen und Stimmung. Für die allgemeine und sexuelle Gesundheit des Mannes sind vor allem die männlichen Sexualhormone (Androgene) wie Testosteron, Fortpflanzungshormone wie LH (luteinisierendes Hormon) oder FSH (Follikelstimulierendes Hormon), aber auch typische weibliche Hormone wie Östrogen entscheidend.

Tabletten mit Männersymbol als Symbolbild für männliche Hormone wie Testosteron. | GoSpring
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Letzte Änderung:
15.08.2025
Lesezeit: 12 min

Ratgeber zu männlichen Hormonen

Was sind Hormone?

Was sind Hormone? Der Begriff „Hormon“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „in Bewegung setzen, antreiben, anregen“. Damit ist die Rolle der Hormone im menschlichen Körper ganz gut beschrieben, denn Hormone sind biochemische Botenstoffe. Sie steuern zentrale Körperfunktionen wie Stoffwechsel, Wachstum, Fortpflanzung oder psychische Prozesse. 

Hormone werden überwiegend in spezialisierten Drüsen (endokrine Drüsen) gebildet. Zum Beispiel in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), der Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse sowie in den Nebennieren und den Hoden. Die Hormone gelangen von den Drüsen über den Blutkreislauf an ihren Wirkort. In manchen Fällen können Hormone auch in Zellen entstehen und direkt dort wirken (Gewebshormon). Dazu gehört zum Beispiel das Histamin. 

Die Wissenschaft der Hormone und die klinische Behandlung hormonell bedingter Krankheiten nennt man Endokrinologie.

Hormonklassen: Welche Arten von Hormonen gibt es?

Es gibt im menschlichen Körper mehr als 50 bekannte Hormone. Abhängig vom Kontext kann man sie in verschiedene Klassen einteilen, wobei ein Hormon auch in mehrere Kategorien fallen kann. Die wichtigsten Einteilungen sind nach:  

  • chemischer Struktur: z. B. Peptidhormone, Steroidhormone
  • Bildungsort: z. B. Schilddrüsenhormone, Hypophysenhormone
  • Wirkort: Glanduläre Hormone (wirken fern vom Entstehungsort), Gewebshormone (wirken direkt am Entstehungsort)
  • Wirkung: Wachstumshormone, Stresshormone, Sexualhormone

Bei der Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Hormonen sind nicht die Hormone an sich entscheidend, sondern ihre Konzentration. So bilden auch Männer die typischen „Frauenhormone“ wie Östrogene oder FSH und Frauen die typischen „Männerhormone“ wie Testosteron oder DHT — nur jeweils in kleineren Mengen.

Was macht den Mann zum Mann? Funktionen der wichtigsten männlichen Hormone

Damit sich die männlichen Geschlechts- und Körpermerkmale ausbilden können und im Laufe des Lebens erhalten bleiben, bildet der männliche Körper spezialisierte Hormone in einer bestimmten Konzentration.

  • Androgene (männliche Sexualhormone wie Testosteron)
  • Gonadotropine (Steuerungshormone für die Fortpflanzung wie LH oder FSH)
  • Östrogene (weibliche Sexualhormone wie Estron oder Estradiol)

Diese wirken sich im Wesentlichen auf 4 große Bereiche aus:

  • Sexuelle Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit 
  • Muskel- und Knochenaufbau
  • Stimmung und Energie
  • Stoffwechsel und Fettverteilung

Überblick über die wichtigsten männlichen Hormone:

Androgene
Hormon Entstehungsort Funktion
Testosteron Hoden (Leydig-Zellen) Fördert männliche Geschlechtsmerkmale, Muskel- und Knochenwachstum, steigert sexuelle Lust (Libido) und Stimmung
Dihydrotestosteron Entsteht durch Umwandlung von Testosteron Verantwortlich für die Entwicklung und Funktion der äußeren Genitalien, Prostata, Bartwuchs, Körperbehaarung, Talgdrüsenfunktion; 2,5- bis 3-fach stärkere Wirkung als Testosteron; Überempfindlichkeit der Haarfollikel ist Hauptfaktor für erblich bedingten Haarausfall
DHEA (Dehydroepiandrosteron) Nebennierenrinde Dient als Vorläuferhormon für Sexualhormone, beeinflusst Stoffwechsel und möglicherweise Alterungsprozesse
Gonadotropine
Hormon Entstehungsort Funktion
LH (Luteinisierendes Hormon) Hypophyse (Hirnanhangdrüse) Regt die Testosteronproduktion an (Leydig-Zellen) und unterstützt die Hodenfunktion
FSH (Follikelstimulierendes Hormon) Hypophyse (Hirnanhangdrüse) Mitverantwortlich für die Bildung und Reifung der Spermien
GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) Steuert als übergeordnetes Hormon die Ausschüttung von LH und FSH; reguliert damit indirekt die Testosteronproduktion und Spermienbildung
Östrogene und andere regulierende Hormone
Hormon Entstehungsort Funktion
Östrogene (z. B. Estradiol) Fettgewebe, Hoden Wichtig für die Knochengesundheit (v. a. im Alter), Libido und kognitive Funktionen
Prolaktin Hypophyse (Hirnanhangdrüse) Reguliert Sexualfunktion und Stoffwechsel; hoher Spiegel kann Libido und Testosteron negativ beeinflussen

Der männliche Hormonkreislauf: Wie Gehirn und Hoden zusammenarbeiten

Das hormonelle Zusammenspiel von Hirn und Hoden. | GoSpring
Der männliche Hormonkreislauf

Der Zyklus der Fortpflanzungshormone beginnt im Gehirn im Hypothalamus (eine Gehirnregion, die zahlreiche Körperfunktionen reguliert). 

  • Der Hypothalamus schüttet das Hormon GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) aus und sendet es an die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). 
  • Dort stimuliert GnRH die Produktion von LH (luteinisierendes Hormon)

und FSH (Follikelstimulierendes Hormon).

  • Die Hypophyse sendet LH an die Leydig-Zellen in den Hoden 
  • und FSH an die Sertoli-Zellen in den Hodenkanälchen.
  • Die Leydig-Zellen bilden nun Testosteron.
  • Das Testosteron wird zum Teil an die Sertoli-Zellen weitergeleitet, wo es für die Bildung und Reifung der Spermien gebraucht wird. 
  • Ein Rückkopplungssystem sorgt dafür, dass die Testosteronproduktion reguliert wird: Hohe Testosteronspiegel hemmen die Freisetzung von GnRH und LH, wodurch die Testosteronproduktion gesenkt wird und umgekehrt. So bleibt der Hormonhaushalt im Gleichgewicht.

Außer Balance: Typische Symptome hormoneller Ungleichgewichte beim Mann

Störungen im männlichen Hormonhaushalt zeigen sich häufig durch Veränderungen bei Knochendichte und Muskelmasse, Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen und Veränderungen in der sexuellen Leistungsfähigkeit (z. B. Erektionsstörungen) und dem sexuellen Verlangen (Libido). Auch Haarausfall kann einen indirekt hormonellen Hintergrund haben. Nämlich dann, wenn eine genetische Veranlagung dazu führt, dass die Haarfollikel überempfindlich auf Dihydrotestosteron (DHT) reagieren. DHT ist ein Hormon, das entsteht, wenn Testosteron durch ein bestimmtes Enzym (5-Alpha-Reduktase) umgewandelt wird. Man spricht dann von erblich bedingtem Haarausfall.

Symptome hormoneller Ungleichgewichte beim Mann. | GoSpring
Symptome hormoneller Ungleichgewichte beim Mann

Männliche Hormone: Was passiert bei Mangel oder Überschuss?

Hormonstörungen entstehen, wenn entweder zu viel oder zu wenig eines entsprechenden Hormons produziert wird. 

Testosteron: Der Testosteronspiegel sinkt ganz natürlich mit zunehmendem Alter. Eine Testosterontherapie kann in diesem Fall die sexuelle Leistungsfähigkeit, Muskelmasse und Stimmung verbessern, wie eine Studienreihe der Universität Pennsylvania 2018 zeigen konnte. Umgekehrt gibt es Hinweise darauf, dass die regelmäßige Einnahme von Testosteron-Präparaten vor allem in hohen Dosen ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Prostatakrebs verbunden sein kann.

Testosteronmangel Ursachen:
Unterfunktion der Hoden (Hypogonadismus), Diabetes, starkes Übergewicht (Adipositas), Verletzungen oder Infektionen der Hoden, Medikamente

Symptome:
verminderte Libido, Erektionsstörungen, Müdigkeit, Verlust an Muskelmasse, erhöhte Körperfettanteile
Testosteronüberschuss Ursachen:
Tumore in den Hoden oder Nebennieren, genetische Störungen (z. B. adrenogenitales Syndrom), Missbrauch von Steroiden

Symptome:
Akne, erhöhte Muskelmasse, aggressive Verhaltensweisen, erhöhter Blutdruck und verminderte Fruchtbarkeit

Östrogen: Östrogene sind für die Knochengesundheit beim Mann wichtiger als lange angenommen. Ein Mangel kann unter anderem zu Osteoporose führen, wie Interventionsstudien belegen. Östrogene werden beim Mann hauptsächlich durch die Umwandlung von Testosteron (über das Enzym Aromatase) produziert. Krankheiten oder Medikamente, die diesen Prozess beschleunigen oder verzögern, können zu Ungleichgewichten führen.

Östrogenmangel Ursachen:
altersbedingte Veränderungen, Medikamente, Hypogonadismus (verminderte Funktion der Keimdrüsen), Hodenverletzungen oder ‑erkrankungen, chronische Nierenerkrankungen

Symptome:
verminderte Knochendichte (Osteoporose), erhöhter Körperfettanteil, verminderter Sexualtrieb, Erektionsstörungen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen
Östrogenüberschuss Ursachen
Erkrankungen wie Leberzirrhose oder Tumore, die Östrogen produzieren, Anabolika (Steroide), bestimmte Medikamente oder starkes Übergewicht

Symptome:
Gynäkomastie (Vergrößerung des Brustgewebes), verminderte Libido (Lustempfinden), Erektionsstörungen, Stimmungsveränderungen, Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen

LH & FSH: Das luteinisierende Hormon (LH) und das Follikelstimulierende Hormon (FSH) gehören zu den sogenannten Gonadotropinen. Sie steuern die Produktion von Testosteron und unterstützen die Spermienproduktion. 

Mangel an FSH und LH Ursachen:
Störungen des Hypothalamus und der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) durch Tumore oder Schädelverletzungen (sekundärer Hypogonadismus), angeborene Erkrankungen wie Kallmann-Syndrom oder Klinefelter-Syndrom

Symptome:
vermindertes sexuelles Verlangen, Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit, Muskelabbau, Energielosigkeit und Stimmungsschwankungen
Überschuss an FSH und LH Ursachen
Funktionsstörungen der Hoden (Hypogonadismus) durch Verletzungen der Hoden, Infektionen, genetische Erkrankungen

Symptome:
Oft indirekt, abhängig von den zugrundeliegenden Hodenfunktionsstörungen; u. a. Unfruchtbarkeit, vermindertes sexuelles Verlangen, Müdigkeit, Veränderung der Körperbehaarung oder der Muskelmasse

Ärztliche Beratung: Wer kann bei Symptomen helfen?

Symptome von Hormonstörungen können vielfältig und unspezifisch sein. Am besten ist daher zunächst ein Besuch in der Hausarztpraxis. Dein Hausarzt oder Deine Hausärztin kann eine erste Einschätzung geben und Dich, falls angebracht, in eine urologische Praxis (spezialisiert auf Erkrankungen der Geschlechtsorgane) oder eine Praxis für Endokrinologie (Spezialistinnen und Spezialisten für Hormonerkrankungen) überweisen. 

Wichtig ist, Symptome ernst zu nehmen und einen Arztbesuch nicht hinauszuzögern.

Behandlung: Was kann bei Hormonstörungen helfen?

Hormonstörungen werden je nach Ursache behandelt. Das können Hormonersatztherapien oder Lebensstiländerungen (Bewegung, Ernährung, Stressmanagement) oder die Behandlung von zugrunde liegenden Erkrankungen wie Tumore oder Verletzungen sein.

Häufige Fragen
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