PDE-5-Hemmer zum „Freizeitgebrauch“: Risiken und Folgen
Auch wenn es bislang keine Anzeichen dafür gibt, dass der Missbrauch von Sildenafil & Co zum „Freizeitgebrauch“ das Risiko für gesundheitliche Schäden erhöht, ist dringend davon abzuraten, Medikamente gegen Erektionsstörungen ohne medizinische Notwendigkeit einzunehmen. Die Einnahme kann zu einer psychischen Abhängigkeit führen und es können dadurch Anzeichen für ernsthafte Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes übersehen werden. Da alle Medikamente gegen erektile Dysfunktion verschreibungspflichtig sind, ist auch davon auszugehen, dass die Wirkstoffe auf dem Schwarzmarkt besorgt werden. Dies stellt ein potenzielles Gesundheitsrisiko dar, da es sich häufig um Medikamentenfälschungen handelt, die entweder unwirksam oder gesundheitsschädlich sein können. Wer etwas für seine Potenz tun möchte, sollte auf einen gesunden Lebensstil und vor allem ausreichend körperliche Bewegung achten.
Fast jeder zehnte, genauer gesagt neun Prozent der jungen Männer (zwischen 19 und 23 Jahren), die an einer wissenschaftlichen Befragung1 teilnahmen, berichteten, dass sie PDE-5-Hemmer „für besseren Sex“, also zum Beispiel Viagra ohne Potenzprobleme einnahmen. Fachleute sehen den zunehmenden Missbrauch von Medikamenten gegen die erektile Dysfunktion (EDM) kritisch. Denn Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis), Avanafil (Spedra) und Vardenafil (Levitra) sind potente Wirkstoffe, die direkt in die Stoffwechselvorgänge im Körper eingreifen. Sie sind langjährig klinisch getestet, bewährt und sicher, aber sie sind nicht harmlos und aus gutem Grund verschreibungspflichtig. Medikamente jeder Art solltest du grundsätzlich nie zum „Freizeitgebrauch“ verwenden.
Man könnte annehmen, dass bei gesunden Männern ohne Erektionsstörungen Medikamente gegen Erektionsstörungen (EDM) wie Viagra ganz einfach keine Wirkung zeigen. Das ist aber nicht ganz der Fall. Nehmen Männer mit einer normalen sexuellen Leistungsfähigkeit EDM, kann dies dazu führen, dass sie eine etwas stärkere und eventuell etwas länger andauernde Erektion erfahren. Das bedeutet jedoch nicht, dass auch das sexuelle Erleben besser ist. Denn die Wirkstoffe erhöhen nicht die Libido, also die sexuelle Lust oder die sexuelle Ausdauer. Es ist also wichtig zu verstehen, dass die Wirkung dieser Stoffe bei gesunden Männern keinen wirklichen Nutzen bringt, da auch die normale sexuelle Leistungsfähigkeit voll und ganz für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausgereicht hätte.
Zwar scheinen nach aktuellem Stand der Forschung2 PDE-5-Hemmer bei gesunden Männern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht signifikant zu erhöhen, es bleibt aber das Risiko für Neben- oder Wechselwirkungen. Diese können, wie zum Beispiel der Priapismus, also eine Dauererektion über mehrere Stunden, akut behandlungsbedürftig und schmerzhaft sein. Daneben gibt es noch mindestens drei weitere gute Gründe, PDE-5-Hemmer nicht „zum Spaß“ einzunehmen.
Wie bei vielen Stoffen, die zur Steigerung einer normalen Leistungsfähigkeit eingenommen werden, entsteht auch bei der nicht-medizinischen Einnahme von Medikamenten gegen erektile Dysfunktion (EDM) eine Erwartungsverschiebung. Durch die leichte, aber für ein befriedigendes Sexualleben unerhebliche, Verbesserung der Erektion, wird nun eine normal starke Erektion als schwach empfunden und eine medikamentös verstärkte Reaktion gilt als normal. Die Folge: Das Selbstvertrauen in die eigene Erektionsfähigkeit sinkt, während gleichzeitig die Erwartung an die eigene Leistungsfähigkeit ins Unrealistische steigt. Nicht selten entwickelt sich so eine echte, psychisch bedingte erektile Dysfunktion und eine psychische Abhängigkeit vom Wirkstoff.
Eine wissenschaftliche Befragung3 unter jungen Männern (Durchschnittsalter 21,9 Jahre) ergab, dass sich der gewünschte Effekt sogar umkehren kann: Die Männer die EDM zum „Freizeitgebrauch“ einnahmen hatten ein geringeres Selbstvertrauen und waren insgesamt mit ihrem Sexualleben unzufriedener als die Männer, die keine EDM einnahmen.
Ein zweiter Grund, Medikamente gegen Erektionsstörungen (EDM) nicht als Freizeitvergnügen zu missbrauchen, ist: Erektionsstörungen können wichtige Hinweise auf ernsthafte Erkrankungen geben. Da die Erektionsfähigkeit eng mit der Gesundheit des Blutkreislaufs zusammenhängt, können Erektionsprobleme Hinweise auf Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Anfangsstadium sein. Unbehandelt können sie zu schweren gesundheitlichen Krisen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Wer also Erektionsstörungen mit Pillen unterdrückt, nimmt sich die Möglichkeit der Früherkennung dieser Krankheiten und gefährdet unter Umständen langfristig seine Gesundheit.
Alle wirksamen Medikamente gegen die erektile Dysfunktion sind verschreibungspflichtig. Wer die Wirkstoffe ohne ärztliche Voruntersuchung und ohne Rezept auf dem Schwarzmarkt kauft, gefährdet seine Gesundheit zusätzlich. Denn es handelt sich hier häufig um Medikamentenfälschungen. Als Käufer kannst Du nicht sicher sein:
Im ersten und besten Fall verschwendest Du Geld, da Du ein unwirksames Medikament erhältst. In den anderen beiden Fällen spielst Du mit Deiner Gesundheit.
Leichte Erektionsprobleme hin und wieder sind völlig normal und bedürfen keiner speziellen Behandlung. Grundsätzlich ist das Beste, was Du für Deine Potenz tun kannst, auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Dazu gehören ein weitgehender Verzicht auf Alkohol und Nikotin, eine gesunde Ernährung mit Lebensmitteln, die das Herz-Kreislaufsystem stärken, wie zum Beispiel dunkle Schokolade, grünes Blattgemüse, Nüsse und Samen oder Fisch. Besonders hilfreich scheint regelmäßige Bewegung zu sein. In einer Meta-Studie4 (Zusammenfassung verschiedener Studien zu einem Thema) kamen die Forscher:innen zu dem Ergebnis, dass moderates bis intensives Training (Aerobic) viermal pro Woche je 40 Minuten über einen Zeitraum von 6 Monaten, dazu beiträgt, Potenzprobleme zu reduzieren.
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