Umgang mit Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall

Entstehung, Rehabilitation und das Leben danach

Erektionsstörungen sind eine häufige Folge von Schlaganfällen. Sie resultieren aus direkten Hirnschädigungen, psychischem Stress, Vorerkrankungen sowie Nebenwirkungen von Medikamenten. Zudem werden Erektionsstörungen nach Schlaganfällen häufig nur unzureichend diagnostiziert und daher nicht immer zufriedenstellend behandelt. Wenn Du betroffen bist, sprich das Thema bei Deinem Arzt / Deiner Ärztin an. Auswertungen zeigen, dass sich nur 23 % der Fachkräfte in der Schlaganfallrehabilitation aktiv nach Deiner sexuellen Gesundheit erkundigen.

Ein älterer Mann mit grauen Haaren fasst sich an den Kopf und wirkt ernst oder angespannt, weil er einen Schlaganfall hatte und nun an Erektionsstörungen leidet. | GoSpring
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Letzte Änderung:
13.11.24
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Das Wichtigste in Kürze

  • Erektionsstörungen betreffen bis zu 75 % der Schlaganfallpatienten, oft aufgrund von Schädigungen im präfrontalen Cortex und Hypothalamus.
  • Psychischer Stress, Vorerkrankungen und Medikamentennebenwirkungen erschweren häufig die Behandlung dieser Störungen.
  • Die Therapie umfasst Medikamente, mechanische Hilfsmittel und psychologische Beratung, um eine umfassende Unterstützung zu gewährleisten.

Warum kommt es zu Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall?

Erektile Dysfunktion nach einem Schlaganfall kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Sie ist häufig das Ergebnis einer Kombination neurologischer, psychologischer und medikamentöser Faktoren

Eine zentrale Rolle spielt die direkte Schädigung bestimmter Hirnareale wie des präfrontalen Cortex, des limbischen Systems und des Hypothalamus. Diese Bereiche sind entscheidend für die sexuelle Motivation, die Entscheidungsfindung und die hormonelle Regulation, die für Erregung und Libido wichtig sind. Darüber hinaus kann die motorische Kontrolle durch Schädigungen der Basalganglien negativ beeinflusst werden, was die sexuelle Aktivität zusätzlich erschwert.

Information
Erklärungen
  • Präfrontaler Cortex: Teil des Gehirns, der für rationale Entscheidungsfindung, Planung und soziales Verhalten zuständig ist.
  • Limbisches System: Strukturen im Gehirn, die an Emotionen, Verhalten und der Bildung des Langzeitgedächtnisses beteiligt sind.
  • Hypothalamus: Eine kleine Region im Gehirn, die viele grundlegende Körperfunktionen wie Hunger, Durst und die Freisetzung von Hormonen steuert.
  • Basalganglien: Strukturen im Gehirn, die Bewegungen koordinieren und die motorische Kontrolle unterstützen.

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Je nach Lokalisation können Schlaganfälle unterschiedliche Auswirkungen auf die Sexualfunktion haben können. Schlaganfälle im Bereich der rechten Kleinhirnhemisphäre sind eher mit Ejakulationsstörungen assoziiert. Bei Schlaganfällen im Bereich der Arteria cerebri media, insbesondere in der rechten Hemisphäre, treten Erektionsstörungen häufiger auf, als in der linken Hemisphäre (87,5 % vs. 70,6 %).

Neben den neurologischen Schäden können auch psychische Faktoren Deine sexuelle Funktion nach einem Schlaganfall beeinflussen. Die emotionale Belastung durch die Anpassung an die veränderte Lebenssituation und die Angst vor weiteren gesundheitlichen Problemen können das sexuelle Verlangen und die sexuelle Leistungsfähigkeit stören.

Medikamente können ebenfalls für Erektionsstörungen verantwortlich sein. Speziell die Einnahme von Blutdrucksenkern und Antidepressiva ist häufig mit Erektionsstörungen verbunden. Allerdings führen entgegen landläufiger Meinung nicht alle Blutdrucksenker zu Impotenz.

Erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Erektionsstörungen

Erektionsstörungen treten nicht nur nach Schlaganfällen auf, sie können auch ein Vorbote dafür sein. Viele Herz- und Gefäßerkrankungen können mit einer eingeschränkten Funktion des Penis einhergehen. 

Forschungen zeigen, dass Männer mit Erektionsstörungen ein um etwa 34 bis 35 % erhöhtes Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, Erektionsprobleme ernst zu nehmen und frühzeitig zu behandeln.

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Häufigkeit erektiler Dysfunktion nach Schlaganfällen

Sexuelle Funktionsstörungen nach einem Schlaganfall sind weit verbreitet. Selbst bei jüngeren Patienten berichtet ein Drittel der Betroffenen ein Jahr nach einem ischämischen Schlaganfall über Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr. Ein ischämischer Schlaganfall tritt auf, wenn eine Arterie verstopft und der Blutfluss zum Gehirn blockiert wird.

In einer von Sexualmedizinern betreuten niederländischen Studie berichteten sogar 80 % der befragten Männer von gelegentlichen Erektionsproblemen; 93 % waren mit der Dauer der Erektion unzufrieden. Obwohl die Befragung nach Abschluss der Rehabilitation stattfand, waren 63 % der Patienten unzufrieden mit ihrem Sexualleben.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass sexuelle Funktionsstörungen nach einem Schlaganfall häufig sind und sowohl die Funktionsfähigkeit als auch die Zufriedenheit stark beeinträchtigen können.

Physische und psychische Behandlung

Je nach Diagnose gibt es verschiedene Ansätze zur Behandlung. Manchmal erfordert die Behandlung der erektilen Dysfunktion nach einem Schlaganfall auch einen ganzheitlichen Ansatz:

  • Medikamentöse Therapie: PDE-5-Hemmer wie Sildenafil (Viagra) oder Tadalafil können bei einigen Patienten die Erektionsfähigkeit verbessern. Diese Medikamente erhöhen den Blutfluss zum Penis und helfen so, eine Erektion zu bekommen. PDE-5-Hemmer gelten als sicher für Patienten mit stabiler Herzerkrankung, die keine Nitrate einnehmen. Mehrere unabhängige Quellen haben bestätigt, dass PDE-5-Hemmer kein zusätzliches Ischämierisiko (Risiko, dass ein bestimmtes Gewebe oder Organ aufgrund einer unzureichenden Durchblutung nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird) bergen.
  • Psychologische Beratung kann helfen, mit Ängsten und Depressionen umzugehen, die nach einem Schlaganfall häufig auftreten. Auch eine Paartherapie kann bei Kommunikationsproblemen hilfreich sein.
  • Die Verbesserung des Lebensstils kann auch zu einer Verringerung von Erektionsstörungen beitragen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört die Reduzierung von Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Depressionen und Bluthochdruck. Diese Lebensstiländerungen verbessern die allgemeine Gesundheit und können die Wirksamkeit anderer Therapien erhöhen. 
Information
PDE-5-Inhibitoren nur in Absprache mit Arzt / Ärztin

PDE-5-Hemmer dürfen nicht ohne weiteres mit Blutdrucksenkern oder Herzmedikamenten kombiniert werden. Insbesondere die gleichzeitige Einnahme von Nitraten kann zu lebensbedrohlichen Kreislaufproblemen führen. Laut den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie sollten PDE-5-Inhibitoren zudem nicht in den ersten sechs Monaten nach einem Schlaganfall verschrieben werden. Eine Abstimmung ist essenziell, um gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden. Plane die Einnahme dieser Medikamente in Absprache mit Deinem Hausarzt / Deiner Hausärztin oder Kardiologen / Kardiologin, um sicherzustellen, dass sie für Deine spezifische Gesundheitssituation geeignet sind.

Zusammenfassung

Erektile Dysfunktion nach einem Schlaganfall stellt eine große Herausforderung dar, die sowohl durch körperliche Beeinträchtigungen als auch durch psychische Belastungen wie Depressionen und Angstzustände verschärft wird. Es ist wichtig, dass Patienten und medizinische Fachkräfte aktiv das Gespräch über sexuelle Gesundheit suchen, da diese Probleme oft übersehen werden. Die Behandlung ist komplex, da viele Patienten Medikamente einnehmen, die mit PDE-5-Hemmern interagieren können. Eine sorgfältige Überwachung der Medikation und eine enge Zusammenarbeit mit Deinen Ärzten sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Behandlung sicher und wirksam ist.

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Häufige Fragen
Gibt es unterschiedliche Ansätze zur Behandlung von Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall?

Ja, die Behandlung von Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall ist vielseitig und beinhaltet neben medikamentöser Therapie unter anderem psychotherapeutische Ansätze, Vakuumtherapie und physikalische Therapie.

Wie wirken sich verschiedene Schlaganfall-Medikamente auf das Risiko für Erektionsstörungen aus?

Einige Blutdruckmedikamente und Antidepressiva erhöhen das Risiko einer erektilen Dysfunktion. Es gibt aber auch Medikamentengruppen wie ACE-Hemmer, die sich positiv auf die Erektionsfähigkeit auswirken können. Vor der Einnahme solltest Du die möglichen Nebenwirkungen Deiner Medikamente daher ausführlich mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin besprechen.

Gibt es spezifische Risikofaktoren für die Entwicklung von Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall?

Ja, es gibt spezifische Risikofaktoren für Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall. Dazu gehören die Schwere des Schlaganfalls und die betroffenen Hirnregionen, insbesondere Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, aber auch psychische Belastungen oder bestimmte Medikamente.

Kann ich Viagra zur Behandlung von Erektionsstörung nach einem Schlaganfall nehmen?

Die Behandlung mit Viagra (Wirkstoff: Sildenafil) und anderen Medikamenten dieser Gruppe sollte nach einem Schlaganfall mit Vorsicht erwogen werden und wird nur unter bestimmten Bedingungen empfohlen. Mögliche Risikofaktoren und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, besonders Nitraten, müssen unbedingt beachtet werden. Eine vorherige Abklärung mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin ist unerlässlich.

Quellenangaben
Links
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