Hausmittel bei Erektionsstörungen

Können Kräuter, Wurzeln & Co. eine erektile Dysfunktion heilen?

Der Wunsch nach sanften, „natürlichen“ Behandlungsmethoden wächst. Und das ist gut so. Denn starke Medikamente mit einem Risiko für schwere Nebenwirkungen sollten wohlüberlegt eingesetzt werden. Aber können Pflanzenauszüge, Lebens- und Naturheilmittel tatsächlich ernste Erkrankungen wie Erektionsstörungen heilen? Eines ist klar: Hausmittel haben ihre Berechtigung – aber auch ihre Grenzen.

Auf dem Bild sieht man eine Suchleiste mit dem Text Erektionsstörungen Hausmittel. Unscharf im Hintergrund erkennt man Ingwei, Kräuter und Tees. | GoSpring
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Letzte Änderung:
4.12.2024
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auch Haus- und Naturheilmittel können Neben- und Wechselwirkungen haben. 
  • Die Wirkung von empfohlenen Hausmitteln gegen Potenzprobleme, wie Ginseng oder L-Arginin, ist bisher nicht ausreichend nachgewiesen
  • Erektionsstörungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Hausmittel können nach ärztlicher Absprache therapiebegleitend die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden unterstützen.

Was versteht man unter Hausmitteln?

Hausmittel sind, salopp gesagt, Substanzen, Pflanzenteile oder Lebensmittel, die wir alle „im Haus“ haben, bzw. die früher in jedem Haushalt vorrätig waren. Da es in früheren Zeiten keine flächendeckende ärztliche Versorgung gab, musste man sich bei Krankheiten und Verletzungen oft selbst helfen – mit den zur Verfügung stehenden Hausmitteln, die vornehmlich aus der umgebenden Natur stammten. 

Wadenwickel gegen Fieber, Kamillendampf bei Schnupfen oder Fencheltee bei Verdauungsproblemen: Wir kennen und nutzen alle hin und wieder alte Hausmittel. Denn bei milden Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen sind Hausmittel oft die beste Wahl. Da es sich bei vielen dieser Hausmittel um Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte alte Rezepte handelt, ist jedoch meist nur „überliefert“ – und nicht bewiesen – wie und wogegen sie wirken. 

Heute fassen wir den Begriff etwas weiter und beziehen auch Naturheilmittel, Nahrungsergänzungen oder Homöopathie mit ein. Eines ist all diesen Behandlungsmethoden gemeinsam: Es gilt, genau hinzusehen, worin ihre tatsächliche Wirkung besteht. Lindern Sie leichte Beschwerden? Fördern Sie das Wohlbefinden? Oder heilen Sie eine ernste Erkrankung?

Dunkle Schokolade, L-Arginin & Co: Hausmittel bei Erektionsstörungen

Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Medikamente oder Homöopathie – geht es um Erektionsstörungen, finden Betroffene vielerlei Heilsversprechen in den einschlägigen Medien zur Männergesundheit. Denn der Wunsch nach Alternativen zu synthetisch-chemischen Arzneimitteln wächst. Sei es, weil Betroffene das Risiko für schwere Nebenwirkungen vermeiden möchten, weil Naturheilmittel leichter zugänglich sind, oder einfach, weil mehr Menschen generell einen ganzheitlichen Lebensstil pflegen. 

Empfehlungen für Hausmittel gegen Erektionsstörungen bedienen also ein konkretes Interesse. Aber was können sie wirklich bewirken? Schauen wir uns die häufig empfohlenen Hausmittel genauer an: 

Zu den empfohlenen Mitteln gehören:

Lebensmittel

  • Dunkle Schokolade, grünes Blattgemüse, Nüsse und Samen sowie Fisch: Eine Gemeinsamkeit dieser Lebensmittel ist, dass ihnen eine durchblutungsfördernde und Herz-Kreislauf-stärkende Wirkung zugeschrieben wird. Da die Durchblutung und das Herz-Kreislauf-System auch für die Erektionsfähigkeit eine wichtige Rolle spielen, können diese Lebensmittel eine sinnvolle Ergänzung im Speiseplan sein. Die Mayo-Klink, eine der führenden Kliniken weltweit, empfiehlt zum Beispiel, mindestens zweimal wöchentlich Fisch zu essen, um die Herzgesundheit zu stärken. 

Nahrungsergänzungsmittel

  • Auch der – vom Körper auch selbst produzierten – Aminosäure L-Arginin wird eine potenzfördernde Wirkung zugeschrieben. Eine Meta-Analyse (Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes) aus dem Jahr 20183 attestiert L-Arginin zwar eine gewisse Wirksamkeit, besonders bei leichten und mittleren Beschwerden. Jedoch sagt die Studie auch klar, dass weitere Forschung nötig ist. Inzwischen warnt jedoch die Verbraucherzentrale vor L-Arginin als Nahrungsergänzung. Der Hauptkritikpunkt: Zwar gibt es Studien, die positive Effekte bei leichter Erektionsschwäche zeigen, die Studienlage ist jedoch nicht aussagekräftig, da L-Arginin teilweise begleitend zu einer Behandlung mit Sildenafil oder Tadalafil eingesetzt und in verschiedenen Dosierungen und Studiendesigns getestet wurde. 

Homöopathie

  • Bislang konnte nicht nachgewiesen werden, dass homöopathische Behandlungen die Ursachen von Erektionsstörungen wirksam bekämpfen. In manchen Fällen und bei manchen Menschen können homöopathische Mittel eine gefühlte Wirkung erzielen, die jedoch eher auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen ist. 

Phytopharmaka

  • Phytopharmaka sind pflanzenbasierte Präparate, die häufig auf Extrakten bestimmter Pflanzen basieren. Macapulver (wird aus den getrockneten Wurzeln der südamerikanischen Macapflanze gewonnen) oder Ginseng-Extrakt (gewonnen aus einer ostasiatischen Heilpflanze) werden häufig bei Erektionsstörungen empfohlen. Es gibt jedoch keine zufriedenstellende Studienlage zur tatsächlichen Wirkung dieser Phytopharmaka.
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Insgesamt kann man sagen, dass eine gute Ernährung, die sich positiv auf die Durchblutung und Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirkt, grundsätzlich empfehlenswert ist. Nahrungsergänzungsmittel, Phytopharmaka oder homöopathische Mittel, die bei Erektionsstörungen empfohlen werden, sind bislang jedoch nicht ausreichend erforscht und die bisherige Studienlage liefert keine nachhaltigen Beweise für ihre Wirksamkeit. Wenn überhaupt, sollten sie, am besten nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt, höchstens als begleitende Maßnahme eingesetzt werden.

Information
Ein Hausmittel kann ja nicht schaden, oder?

Achtung! Die Positionierung von Haus- und Naturheilmitteln als „sanft und natürlich“ führt schnell zu dem Irrglauben, dass pflanzliche Stoffe nicht schädlich sein können und eine höhere Dosis besser ist als eine niedrigere. Aber weit gefehlt. Auch Fliegenpilzextrakt wäre “rein pflanzlich“, jedoch auch äußerst giftig.

Besonders bei Nahrungsergänzungsmitteln und Phytopharmaka solltest Du Vorsicht walten lassen. Denn auch sie können, vor allem bei falscher Anwendung, schwere Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen haben. Immer wieder werden daher auch Naturheilmittel vom Markt genommen. Beinwell, Pestwurz und Huflattich oder das Beruhigungsmittel Kava Kava zum Beispiel können Leberschäden verursachen, Arnika, Kamille und Schafgarbe können Allergien auslösen und der bei Erektionsstörungen häufig empfohlene Ginseng kann unter anderem zu Unterzuckerung, Asthmaanfällen, Schlaf- oder Verdauungsproblemen führen.

Zu viel Vitamin D ist Gift für den Körper. Denn es wird im Fett- und Muskelgewebe eingelagert. Die Folgen einer Überdosierung können Kalziumabbau in den Knochen oder Nierenschäden sein.

Auch schwere Wechselwirkungen sind mit Naturheilmitteln möglich. So kann Ginseng unter anderem Wechselwirkungen mit gerinnungshemmenden Medikamenten haben, oder in Kombination mit bestimmten Herzmedikamenten Herzrhythmusstörungen auslösen.

Insbesondere Produkte aus unseriösen Quellen im Internet oder dem Schwarzmarkt bergen zudem das Risiko, dass verbotene Stoffe enthalten sind oder neben natürlichen Stoffen nicht deklarierte synthetische Stoffe mit verarbeitet sind.

Kurz gesagt: Hausmittel sind nie unbedenklich. Auch sie können positive und negative Wirkungen entfalten. Bei der Anwendung solltest Du daher die gleiche Sorgfalt walten lassen wie bei allen anderen Arzneimitteln auch.

Was also tun bei Erektionsstörungen?

Generell und insbesondere bei länger anhaltenden Erektionsstörungen solltest Du immer eine Arztpraxis aufsuchen und Dich gründlich untersuchen lassen. Denn Potenzschwäche und Erektionsstörungen können vielfältige – physische und psychische – Ursachen haben. Besonders wichtig: Sie können ein Anzeichen für eine bisher unentdeckte Gefäßerkrankung sein. In Absprache mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin können Hausmittel eine sinnvolle Ergänzung sein, um Deine allgemeine Gesundheit und Dein Wohlbefinden zu unterstützen.

Zusammenfassung

Hausmittel können bei leichten Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen gute Dienste leisten. Die Wirksamkeit empfohlener Hausmittel gegen Erektionsstörungen, wie Ginseng, Macapulver oder L-Arginin, ist jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Vor allem bei Nahrungsergänzungsmitteln und Phytopharmaka (pflanzliche Medikamente) ist Vorsicht geboten, da auch sie Neben- und Wechselwirkungen haben können. Bei länger anhaltenden Potenzproblemen solltest Du immer einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen und die Ursachen der Erektionsstörungen abklären. Hausmittel können eventuell nach Absprache therapiebegleitend angewendet werden, um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.

Häufige Fragen
Hilft L-Arginin bei Erektionsstörungen?

Eine Meta-Analyse4 vorhandener Studien deutet darauf hin, dass L-Arginin Personen mit erektiler Dysfunktion helfen könnte. Dies gilt vor allem für milde bis mittelschwere Fälle. Allerdings ist die Studienlage insgesamt wenig aussagekräftig, da die vorhandenen Studien zu unterschiedliche Voraussetzungen haben und sich schlecht vergleichen lassen.

Wer kann mich zu Hausmitteln gegen Erektionsstörungen beraten?

Die Wirksamkeit vieler Hausmittel bei Erektionsstörungen ist wissenschaftlich nicht belegt. Am besten besprichst Du mit Deinem behandelnden Arzt / Deiner Ärztin, ob und wenn ja, welche Hausmittel für Dich eventuell als Begleittherapie infrage kommen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden allgemein zu unterstützen.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen Hausmitteln gegen Erektionsstörungen und Medikamenten?

Ja, es können möglicherweise erhebliche Wechselwirkungen auftreten. So kann Ginseng unter anderem Wechselwirkungen mit gerinnungshemmenden Medikamenten haben oder in Kombination mit bestimmten Herzmedikamenten Herzrhythmusstörungen auslösen. Du solltest Deinen Arzt / Deine Ärztin daher immer informieren, wenn Du Nahrungsergänzungsmittel oder Phytopharmaka einnimmst.

Quellenangaben
Links

1. Omega-3 in fish: How eating fish helps your heart. (2023, August 25). Mayo Clinic. https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/heart-disease/in-depth/omega-3/art-20045614

2. Canguven, O., & Malki, A. H. A. (2021). Vitamin D and male erectile function: An updated review. ˜the œWorld Journal of Men’s Health, 39(1), 31. https://doi.org/10.5534/wjmh.190151

3. Leisegang, K., & Finelli, R. (2021). Alternative medicine and herbal remedies in the treatment of erectile dysfunction: A systematic review. Arab Journal of Urology, 19(3), 323–339. https://doi.org/10.1080/2090598x.2021.1926753

4. Rhim, H. C., Kim, M. S., Park, Y., Choi, W. S., Park, H. K., Kim, H. G., Kim, A., & Paick, S. H. (2019). The Potential Role of Arginine Supplements on Erectile Dysfunction: A Systemic Review and Meta-Analysis. ˜the œJournal of Sexual Medicine, 16(2), 223–234. https://doi.org/10.1016/j.jsxm.2018.12.002

5. Arginin - eine Aminosäure mit Potenz? | Verbraucherzentrale.de. (n.d.). Verbraucherzentrale.de. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/arginin-eine-aminosaeure-mit-potenz-13405

6. Lebensmittelsicherheit, T. R. B. L. F. G. U. L. S. R. B. L. F. G. U. (2015, May 28). Gesundheit: Pflanzliche Arzneimittel und ihre möglichen Risiken. Bayerisches Landesamt Für Gesundheit Und Lebensmittelsicherheit 2021. https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/arzneimittel/warnungen_verbraucherinformationen/verbraucherinformationen/pflanzliche_arzneimittel.htm

7. Illegal in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet: Sildenafil und Tadalafil | Verbraucherzentrale.de. (2023, November 7). Verbraucherzentrale.de. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/illegal-in-nahrungsergaenzungsmitteln-verwendet-sildenafil-und-tadalafil-13458

8. Shane-McWhorter, L. (2022, January 12). Ginseng. MSD Manual Ausgabe Für Patienten. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/spezialthemen/nahrungserg%C3%A4nzungsmittel-und-vitamine/ginseng#Welche-Nebenwirkungen-k%C3%B6nnen-mit-Ginseng-auftreten?_v61151648_de

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