Wirkung, Anwendung und rechtlicher Status von Yohimbin-Präparaten
Yohimbin ist ein natürliches Alkaloid (sekundärer Pflanzenstoff), das aus der Rinde des Yohimbe-Baumes gewonnen wird. Es wird als Wirkstoff bei Erektionsstörungen eingesetzt, hat aber seit der Einführung von PDE-5-Hemmern an Bedeutung verloren, da diese zuverlässiger wirken. Yohimbin kann erhebliche Nebenwirkungen haben und ist in der EU daher als Nahrungsergänzungsmittel verboten. Medikamente mit Yohimbin zur Behandlung von Erektionsstörungen sind rezeptpflichtig und aktuell unter dem Handelsnamen Yocon Glenwood 5 mg erhältlich.
Yohimbin ist ein sogenanntes Indolalkaloid, das aus der Rinde des Yohimbe-Baumes (Pausinystalia yohimbe) gewonnen wird, einem Baum, der vorwiegend im mittleren Afrika beheimatet ist. Manchmal wird Yohimbin auch als Rauvolfia-Alkaloid bezeichnet, da es in verschiedenen Arten der Schlangenwurz-Gattung (Rauvolfia) vorkommt.
Alkaloide sind eine Gruppe natürlicher, organischer Verbindungen, die Stickstoff enthalten. Sie kommen vor allem in Pflanzen, aber auch in Pilzen, Bakterien und Tieren vor. Alkaloide sind sekundäre Pflanzenstoffe und stammen oft von Aminosäuren ab.
Indolalkaloide sind eine Untergruppe der Alkaloide. Sie gehören zu den umfangreichsten Alkaloidgruppen und leiten sich biogenetisch meist von der Aminosäure Tryptophan ab. Indolalkaloide besitzen häufig pharmakologische Eigenschaften, eignen sich also als Arzneimittel und werden unter anderem als Medikamente (z. B. für Krebstherapien oder bei der Behandlung von Depressionen) oder als psychoaktive Substanzen (z. B. in Anästhesie, Schmerztherapie oder zur Behandlung psychischer Erkrankungen) genutzt. Ihre vielfältigen Wirkungen machen sie zu einer wichtigen Gruppe in der Biochemie und Medizin. Zu den bekannten Indolalkaloiden zählen: Strychnin (Giftstoff), Vinblastin (Zytostatikum, hemmt das Zellwachstum z.B. bei Krebs), Psilocybin (halluzinogene Wirkung), Ergotamin (Mutterkornalkaloid) und Yohimbin (medizinisch genutzt).
Yohimbin wirkt als Alpha-2-Adrenozeptor-Antagonist, was bedeutet, dass Yohimbin die Rezeptoren für die Hormone Adrenalin und Noradrenalin blockiert. Diese Blockade führt durch eine komplexe Wechselwirkung von Neurotransmittern und Hormonen zu einer Erweiterung der Blutgefäße und einer erhöhten Blutzirkulation. Ein Effekt, der auch zur Verbesserung der Erektionsfähigkeit beitragen kann, indem das Penisgewebe stärker durchblutet wird.
Allerdings ist der durchblutungsfördernde Effekt von Yohimbin kurzfristig, da Yohimbin leicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Das bedeutet, dass der Stoff im Gehirn auf das zentrale Nervensystem einwirkt. Sobald Yohimbin die Blut-Hirn-Schranke überwunden hat, kehrt sich die Wirkung um: Es kommt zu einer Verengung der Gefäße und einem Anstieg des Blutdrucks sowie der Herzfrequenz. Auch aus diesem Grund wurden Versuche, Yohimbin zur Behandlung von Bluthochdruck einzusetzen, wieder eingestellt. Aktuell ist der einzige Anwendungszweck von Yohimbin die Behandlung von Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion).
Frei verfügbare, homöopathische Mittel versprechen zudem eine leistungssteigernde und energetisierende Wirkung sowie eine Steigerung der Libido von Yohimbin-Präparaten. Allerdings gibt es für diese Versprechen keine wissenschaftlich haltbaren Belege.
Yohimbin wurde traditionell zur Behandlung von Erektionsstörungen eingesetzt und hat den Ruf, ein Aphrodisiakum (Mittel zur Steigerung der Lust) zu sein. Seit der Einführung von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil (Viagra®) oder Tadalafil (Cialis®) ist die Bedeutung von Yohimbin zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen aber deutlich zurückgegangen. Zum einen, weil PDE-5-Hemmer zuverlässiger und nachweislicher helfen, zum anderen, weil die Anwendung von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil (Viagra) oder Tadalafil (Cialis) einfacher und effektiver ist. Yohimbin wirkt nicht kurzfristig wie PDE-5-Hemmer, sondern muss über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, bevor eine Wirkung eintritt. Für Männer, die PDE-5-Hemmer nicht nehmen können oder als Kombinationstherapie mit anderen Behandlungen, kann Yohimbin jedoch auch weiterhin eine sinnvolle Medikation darstellen.
Eine Übersichtsarbeit und Meta-Analyse1 aus dem Jahr 2021 fasst die Ergebnisse von acht klinischen Studien (randomisiert, kontrolliert) zusammen, die die Wirksamkeit von Yohimbin bei Erektionsstörungen untersuchten. Insgesamt nahmen an den Studien 460 Patienten im Alter zwischen 18 und 73 Jahren teil. Die Studien untersuchten sowohl die Wirkung von Yohimbin
Dabei zeigte sich: Yohimbin kann die erektile Funktion verbessern. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die ein Placebo (Scheinmedikament) erhielt, berichteten die Patienten, die Yohimbin erhielten, in statistisch signifikantem Maß über Verbesserungen. Die sexuelle Funktion hingegen verbesserte sich durch Yohimbin nicht.
Für beide Funktionen zeigte sich: Yohimbin ist wirksamer in Kombination mit anderen Behandlungen, z. B. zusammen mit L-Arginin, und kann dann auch die sexuellen Funktionen verbessern.
Da Yohimbin aus einem Naturstoff, der Rinde des Yohimbe-Baumes, gewonnen wird, wird es oft fälschlicherweise als natürliches Potenzmittel im Sinne einer ungefährlichen Nahrungsergänzung eingeordnet. Aber Yohimbin in wirksamer Konzentration kann schwere Nebenwirkungen auslösen.
Homöopathische Mittel mit Yohimbin, die ohne Rezept in der Apotheke oder auf Online-Plattformen erhältlich sind (z. B. Yohimbin Vitalcomplex Hevert Tropfen, Yohimbin Sprays) enthalten in der Regel mehrere verschiedene Wirkstoffe und – aufgrund des homöopathischen Prinzips der Potenzierung – jeweils nur sehr wenig bis gar keinen Wirkstoff. Generell konnte die Wirkung von homöopathischen Mitteln bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Aufgrund der unzureichend belegten Wirksamkeit und des nicht abschätzbaren Nutzen-Risiko-Verhältnisses sind in der Europäischen Union Nahrungsergänzungsmittel, die aus der Yohimbe-Rinde hergestellt werden oder Yohimbin enthalten, seit Mai 2019 verboten2 und als „möglicherweise gesundheitsschädlich“ eingestuft.
Zur Behandlung von Erektionsstörungen müssen Produkte mit Yohimbin eine Zulassung als Arzneimittel haben. Stand Januar 20253 ist nur das Medikament Yocon Glenwood von der Cheplapharm Arzneimittel GmbH offiziell von der EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) zugelassen. Yocon Glenwood ist verschreibungspflichtig und nur nach ärztlicher Beratung in Apotheken erhältlich.
Wichtig vorab: Der Wirkungseintritt von Yohimbin unterscheidet sich von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil oder Tadalafil. Yohimbin kann nicht kurzfristig vor der geplanten sexuellen Aktivität eingenommen werden. Die Wirkung von Yohimbin muss sich erst langsam durch regelmäßige Einnahme aufbauen. Es dauert etwa 2-3 Wochen, bis man eine Wirkung erwarten kann.
Yohimbin ist unter dem Handelsnamen Yocon Glenwood in Form von Tabletten mit 5 mg Wirkstoff (Yocon Glenwood 5 mg) erhältlich. Die individuell passende Dosierung wird Dein Arzt oder Deine Ärztin mit Dir gemeinsam unter Berücksichtigung eventueller Vorerkrankungen, Unverträglichkeiten und Krankheitsbild ermitteln. In der Regel wird die Einnahme von 2- bis 3-mal täglich 1-2 Tabletten empfohlen, wobei 6 Tabletten täglich als höchste Dosierung gelten. Die Tabletten sind nicht teilbar. Die Anwendungsdauer beträgt meist ca. 8 Wochen.
Bitte beachte: Bei Dosierung und Anwendungsdauer solltest Du immer der ärztlichen Verschreibung und den Angaben auf dem Rezept folgen. Ändere Dosierung und Anwendungsdauer nie ohne Rücksprache mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt.
Yohimbin greift direkt in die Kommunikation zwischen den Botenstoffen im Gehirn ein. Es ist kein harmloses Nahrungsergänzungsmittel und kann erhebliche Nebenwirkungen auslösen.
Yohimbin ist nur für die Behandlung von Erektionsstörungen beim Mann geeignet und darf nicht zur Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen geeignet. Yohimbin darf nur von erwachsenen Männern ab dem 18. Lebensjahr eingenommen werden.
Yohimbin darf nicht eingenommen werden, wenn folgende Vorerkrankungen vorliegen:
Bitte beachte: Informiere Deine Ärztin oder Deinen Arzt immer ausführlich über bestehende Erkrankungen und Medikamente, die Du regelmäßig einnimmst.
Die auf unserer Website veröffentlichten Artikel dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine medizinische Beratung dar. Obwohl wir uns bemühen, genaue und aktuelle Informationen bereitzustellen, können wir nicht garantieren, dass alle Inhalte fehlerfrei oder vollständig sind. Wir empfehlen Dir dringend, bei gesundheitlichen Fragen oder Bedenken immer einen Arzt / eine Ärztin oder eine andere qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Die Verwendung von Informationen aus unseren Artikeln erfolgt auf eigenes Risiko. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden oder Verluste, die sich aus der Verwendung der bereitgestellten Informationen ergeben. Unsere Artikel stellen keine medizinische Diagnose dar und dürfen nicht als Ersatz für eine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Behandlung angesehen werden. Jeder individuelle Gesundheitszustand erfordert eine persönliche ärztliche Beurteilung und Beratung.