Wenn man beschließt, jetzt ist der richtige Moment für Nachwuchs, sollte das Glück eigentlich perfekt sein. Klappt es dann nicht, ist die Verzweiflung groß. Lies hier, welche Ursachen es haben kann und wie Euer Familienglück doch noch Realität wird.
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Der richtige Partner ist gefunden, die erste gemeinsame Wohnung bezogen und eine der wohl bedeutendsten Fragen nach dem Kinderwunsch positiv beantwortet. Doch plötzlich die Ernüchterung – es funktioniert einfach nicht. Oftmals entsteht eine emotionale Belastung und die Beziehung steht vor einer echten Zerreißprobe. Klar stellt man(n) sich die Frage: Liegt es an mir? Wie steht es um meine Fruchtbarkeit? Kann ich meine Spermienqualität verbessern?
Die Fruchtbarkeit (medizinisch auch Fertilität genannt) bezeichnet die grundsätzliche Fähigkeit von Mann und Frau Kinder zu zeugen. Fruchtbarkeit unterteilt sich in die Zeugungsfähigkeit des Mannes und die Gebärfähigkeit der Frau. Das Gegenteil wird auch als Sterilität bzw. Zeugungsunfähigkeit bezeichnet. Bei der medizinischen Ursachenforschung von Unfruchtbarkeit beim Mann steht dessen Sperma im Mittelpunkt.
Für die Befruchtung der weiblichen Eizelle braucht es intakte Spermien. Grund für eine potentiell Unfruchtbarkeit beim Mann ist daher oftmals eine verminderte Spermienqualität. Man spricht davon, wenn etwa zu langsame bzw. unbewegliche oder zu viele fehlgebildete Samenzellen vorhanden sind. Daneben spielt auch die sogenannte Spermienquantität – also die Anzahl vorhandener Samenzellen – eine wesentliche Rolle.
Neben der Möglichkeit einer genetisch bedingt verminderten Spermienqualität, besitzt auch der individuelle Lebensstil Einfluss auf die Beschaffenheit der Samenzellen. So kann ein ungesunder Lebensstil, starkes Übergewicht, den vermehrten Konsum von Alkohol oder Drogen, Stress) zu einer eingeschränkten Fruchtbarkeit beim Mann führen. Besonders durch Nikotinkonsum sowie Überhitzung der Hoden (z.B. Sitzheizung) kann es zu einer Verminderung der Spermienqualität kommen.
Sowohl Qualität als auch Quantität der Samenzellen nehmen darüber hinaus mit zunehmendem Alter des Mannes ab. Der gesellschaftliche Trend heutzutage deutlich später mit der Familiengründung zu beginnen, birgt daher auch die Gefahr der verringerten Fruchtbarkeit beim Mann. Ausnahmen bestätigen – wie immer – die Regel: Pablo Picasso zeugte im hohen Alter von 68 Jahren, Mick Jagger mit stolzen 73 Jahren und der Guinness-Weltrekordhalter aus Australien sogar mit 92 Jahren sein letztes Kind. Grundsätzlich gilt jedoch: Je früher mit der Familiengründung begonnen wird, desto besser. Ab einem Alter von etwa 40 Jahren nehmen die Qualität sowie die Anzahl intakter Samenzellen nachweislich ab¹.
Neben verminderter Spermienqualität können auch Erkrankungen oder gar Verletzungen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit des Mannes nehmen, da sie die Anzahl der produzierten Samenzellen mitunter stark verringern. Insbesondere chronische Krankheiten sowie Veränderungen des Gewebes können zu einem solchen Rückgang führen. Folgende Erkrankungen und Verletzungen können typischerweise für eine reduzierte Spermienproduktion in den Hoden verantwortlich sein:
Vor allem die Einnahme von Medikamenten sollte in der Phase der Familienplanung kritisch hinterfragt und unter ärztlicher Aufsicht möglicherweise verändert werden. So können die folgenden Medikamente die Fruchtbarkeit des Mannes zeitweise oder im schlimmsten Fall sogar nachhaltig beeinträchtigen:
Eine Studie aus 2017 hat zudem festgestellt, dass es einen signifikanten Rückgang der allgemeinen Spermienkonzentration im Ejakulat (Samenerguss) gibt². Bei Männern aus Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland ist in dem Zeitraum von 1973 bis 2011 die Gesamtzahl von Spermien pro Samenerguss um mehr als die Hälfte (ca. 59,3%) zurückgegangen. Über die genaue Ursache dieses Phänomens herrscht unter Experten Uneinigkeit. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass nicht nur ein einzelner Faktor dafür verantwortlich ist, sondern vielmehr ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Faktoren, wie z.B. dem starken Nikotinkonsum oder einem zunehmend ungesunden Lebensstil. Daneben kann auch die elektromagnetische Strahlung, die beispielsweise von unseren Mobiltelefonen ausgeht, mitverantwortlich für das Ergebnis sein.
Mithilfe eines Spermiogramms (standardisierter Labor-Untersuchung des Ejakulats) kann die Beschaffenheit von Samenzellen exakt analysiert werden. Untersucht werden dabei die drei Bereiche Spermiendichte, Spermienform sowie Spermienbeweglichkeit. Anhand vorgegebener Normalwerte der WHO (World Health Organization) kann eine Einschätzung zur Spermienqualität und zur Fruchtbarkeit des Mannes gegeben werden.
Die Frage nach der Fruchtbarkeit ist zentraler Bestandteil der Familienplanung, sollte es mit dem Kinderwunsch nicht innerhalb der ersten 12 Monate funktionieren. Ursachen für mögliche Unfruchtbarkeit bzw. Zeugungsunfähigkeit bei Männern gibt es viele – manchmal liegen sie im eigenen Verantwortungsbereich, manchmal hilft es nur, sich ärztlich untersuchen zu lassen. Kinderwunschkliniken sind in diesem Zusammenhang aufgrund ihres hohen Spezialisierungsgrades eine beliebte Anlaufstelle, damit es mit dem Kinderwunsch dennoch klappt.
¹https://www.mdr.de/wissen/spermien-alte-maenner-100.html
²https://academic.oup.com/humupd/article/23/6/646/4035689