Symptome, Erklärungen, Umgang mit typischen Beschwerden
Der Begriff „Samenstau“ für Beschwerden, die entstehen, wenn sexuelle Erregung nicht durch einen Samenerguss abgebaut wird, ist leider irreführend. Denn Beschwerden wie Druckgefühl, Ziehen oder Stechen entstehen nicht durch eine Art „Verstopfung“, sondern vermutlich durch Verkrampfungen der glatten Muskeln in den Penisarterien und Samenwegen. Das Phänomen ist harmlos, und die überwiegend milden bis moderaten Beschwerden verschwinden in der Regel innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden von selbst. Am schnellsten kann eine Ejakulation – auch durch Masturbation – Besserung bringen. Weiterhin können Duschen, Sport und Ablenkung helfen. Gut zu wissen: Vom Argument „Samenstau“ fühlen sich viele Frauen unter Umständen sexuell unter Druck gesetzt.
Wenn ein Mann lange stark erregt ist, aber keinen Samenerguss hat, kann es sein, dass es im Bereich der Hoden und des Unterleibs. zu folgenden Symptomen kommt:
Selten kann dieses Phänomen auch nach der Ejakulation auftreten, insbesondere nach einer verlängerten Erektion.
Oft wird dafür der Begriff „Samenstau“ verwendet oder etwas veraltet auch von „Kavaliersschmerzen“ gesprochen. Im Englischen ist dafür der Begriff „blue balls“ (blauer Hoden) gebräuchlich. Der Begriff „Kavaliersschmerzen“ basiert auf der Vorstellung, dass ein höflicher und auf die Frau konzentrierter Mann – ein Kavalier – während des Geschlechtsverkehrs seinen Orgasmus so lange hinauszögern sollte, bis die Frau sexuell befriedigt ist, während die „blue balls“ auf ein leichtes rötlich-bläuliches Durchschimmern der geweiteten Blutgefäße in den Hoden anspielt.
Eines haben alle Begriffe gemeinsam: Sie sind irreführend. Weder stauen sich Spermien, noch müssen Männer, denen die Befriedigung ihrer Partnerin wichtig ist, dafür mit Schmerzen bezahlen. Und in den Hoden bilden sich keine blauen Flecken.
Medizinisch spricht man auch von epididymaler Hypertension.
Kanadische Wissenschaftler:innen untersuchten in einer 2023 veröffentlichten Studie1 das Phänomen von Schmerzen nach sexueller Erregung ohne Orgasmus („Blue Balls“ bzw. „Blue Vulva“) bei über 2.600 Personen. Sie fanden heraus, dass das Phänomen fast genauso häufig bei Männern (50 Prozent) wie bei Frauen (42 Prozent) vorkommt. Sowohl Frauen als auch Männer berichteten dabei überwiegend von milden bis moderaten Beschwerden.
Was umgangssprachlich als „Samenstau“ bezeichnet wird, ist die Vorstellung, dass die Spermien, die nicht ejakuliert wurden, nun die Samenwege schmerzhaft „verstopfen“. Dieses Bild ist aber nicht richtig. Denn vom Körper werden überschüssige, nicht benötigte Spermien einfach selbstständig wieder abgebaut. Entweder werden die Spermienbestandteile wieder in den Stoffwechsel zurückgeführt (Resorption) oder im Schlaf durch eine unwillkürliche Ejakulation ausgeschieden („feuchte Träume“). Ein echter Stau im Sinne einer gefährlichen Blockade kann also normalerweise nicht entstehen.
Das als Samenstau oder Kavaliersschmerzen bezeichnete Phänomen lässt sich eher durch folgende Ursachen erklären:
Eine tatsächliche Verengung (Stenose) der Samenwege kann zu einem Stau im Sinne einer Verstopfung führen und ist eine seltene Ursache für Unfruchtbarkeit oder fehlenden Samenerguss trotz Orgasmus. Diese Erkrankung kann chirurgisch mit verschiedenen Methoden behandelt werden. Eine Stenose der Samenwege ist nicht automatisch schmerzhaft, kann aber ähnliche Beschwerden verursachen wie die Kavaliersschmerzen.
Auch wenn die Schmerzen in seltenen Fällen durchaus heftig und unangenehm sein können (nur rund 6 Prozent der Befragten in der kanadischen Studie1 berichteten von starken Schmerzen), ist das Phänomen harmlos und nicht gefährlich. In der Regel verschwinden die Symptome nach wenigen Minuten, spätestens aber nach einigen Stunden, nachdem die Erregung nachgelassen hat, von selbst wieder.
Das kannst Du tun, wenn es bei Dir zu solchen Beschwerden kommt:
Schmerzmittel: Sollten die Beschwerden sehr stark und unangenehm sein, kannst Du auch ein leichtes, rezeptfreies Schmerzmittel einnehmen.
Auch nach einer Vasektomie (Durchtrennung der Samenleiter zur Sterilisation) produzieren die Hoden weiter Hormone und auch Spermien. Die Spermien werden jetzt im Nebenhoden gelagert und fließen nicht mehr ab. Aber auch hier greift der normale Abbauprozess, und die Spermien werden nach der natürlichen Lebensdauer wieder in den Stoffwechsel überführt. Durch den sich laufend wiederholenden Prozess von Produktion und Abbau der Spermien entsteht eine gleichbleibende Menge an Spermien. Es kann also normalerweise nicht zu einer fühlbaren Schwellung oder einem subjektiv empfundenen „Samenstau“ kommen.
Dennoch berichten manche Männer über Schmerzen nach der Vasektomie. Die Ursachen des sogenannten Post-Vasektomie-Schmerzsyndroms sind noch nicht vollständig geklärt. Als mögliche Erklärungen diskutieren Mediziner:innen:
Einen Samenstau im Wortsinn gibt es nicht. Beschwerden, die entstehen können, wenn nach sexueller Erregung kein Samenerguss erfolgt, sind harmlos und klingen nach wenigen Minuten, spätestens nach wenigen Stunden, von selbst wieder ab.
Nein, Beschwerden, die auftreten können, wenn nach sexueller Erregung kein Samenerguss erfolgt, sind meist leicht bis moderat und harmlos. Dauern sie länger an und sind eventuell noch mit weiteren Symptomen wie Fieber, Schwellung oder Rötung verbunden, solltest Du Dich aber untersuchen lassen.
Die einfachste und wirksamste Art, einem möglichen Druckgefühl vorzubeugen, ist, regelmäßig zu ejakulieren – entweder beim Geschlechtsverkehr oder bei der Selbstbefriedigung – oder die sexuelle Erregung abzubauen, zum Beispiel durch Sport, Ablenkung oder Entspannungstechniken.
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