Schnell handeln: Das A&O bei Hodentorsion

Wie kommt es zur Verdrehung der Hoden und welche Folgen kann sie haben?

Eine Hodentorsion ist ein urologischer Notfall, der möglichst innerhalb von 6 Stunden ärztlich behandelt werden sollte. Typisch sind plötzlich einsetzende, starke Schmerzen im Hoden, die bis in die Leiste oder den Unterbauch ausstrahlen können. Eine Hodentorsion entsteht, wenn sich der Hoden um die eigene Achse dreht und die zum Hoden führenden Blutgefäße abschnürt. Die dadurch verminderte Blutversorgung kann dazu führen, dass betroffenes Gewebe abstirbt. Die Hodentorsion kann in jedem Alter auftreten, ist aber besonders häufig bei Neugeborenen und Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren.

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Illustration einer Hodentorsion: verdrehter Hoden mit blockierten Blutgefäßen. | GoSpring
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Letzte Änderung:
14.07.2025
Lesezeit:
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Hodentorsion sollte spätestens innerhalb von 4–6 Stunden ärztlich behandelt werden, um bleibende Schäden oder einen Hodenverlust zu vermeiden. 
  • Manchmal kann der Hoden manuell zurückgedreht werden, in den meisten Fällen ist aber eine Operation notwendig, bei der die Hoden auch direkt fixiert werden, um weitere Torsionen zu verhindern. 
  • Bei Patienten mit Hodenverlust oder bleibenden Schäden (Atrophie) wurde in neueren Studien2,3 ein deutlich verringerter Testosteronspiegel beobachtet, es gab jedoch keine nachweisbare Auswirkungen auf die Zeugungs- oder Erektionsfähigkeit.

Gefährliche Verdrehung: Was ist eine Hodentorsion? 

Bei einer Hodentorsion verdrehen sich Hoden und Samenstrang im Hodensack um die eigene Achse. Der Samenstrang ist ein Bündel aus Gefäßen, Nerven und dem Samenleiter, das den Hoden mit dem Leistenring verbindet und mit Blut und Nährstoffen versorgt. Das Wort Torsion leitet sich ab vom Lateinischen torquere = verdrehen. Durch die Verdrehung wird die Blutversorgung im Hoden unterbrochen. Dies kann schlimmstenfalls zum Absterben von Gewebe führen, was zur Folge haben kann, dass der Hoden teilweise oder komplett entfernt werden muss. Bei Verdacht auf eine Hodentorsion ist schnelles Handeln – idealerweise innerhalb weniger Stunden – daher sehr wichtig. Schon nach 6–12 Stunden können langfristige Schädigungen entstehen. 

Man unterscheidet zwischen: 

  • Inkomplette Torsion: In diesem Fall sind nur die Venen betroffen, so dass kein Blut abfließen kann. Durch den Blutstau wird das Gewebe nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt und kann absterben. Bei einer inkompletten Torsion kann es vorkommen, dass sich der Hoden von selbst in die normale Position zurück dreht, sich dann aber wieder verdreht (intermittierende Hodentorsion). Dies kann zu Fehldiagnosen führen. 

Komplette Torsion: Bei der kompletten Torsion ist die Blutzufuhr in den Arterien und der Blutfluss aus den Venen unterbrochen. Die fehlende Blutzirkulation führt zum Absterben des Gewebes (ischämischer Infarkt).

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Wie erkennt man, ob man eine Hodentorsion hat?

Typische Anzeichen einer Hodentorsion sind: 

  • Plötzlich einsetzende, starke Schmerzen im Hoden, eventuell mit Ausstrahlung in Leiste oder Unterbauch
  • Schmerzen können zeitweise nachlassen, kehren aber meist zurück
  • Schwellung und Verhärtung im betroffenen Hoden 
  • Oft zusätzlich Übelkeit und Erbrechen 
  • Hochstand oder horizontale Lage des betroffenen Hodens durch Verkürzung des Aufhängeapparats
  • Fehlender Kremasterreflex (Hoden wird beim Streichen über die Oberschenkelinnenseite nicht mehr angehoben)
  • Gelegentlich Fieber und häufiger Harndrang
Information
Auch bei Unsicherheit: Jeden Verdacht ernst nehmen!

Da schnelles Handeln hier so wichtig ist, solltest Du bei einem oder mehreren dieser Symptome sofort notärztliche Hilfe suchen, indem Du den Notarzt rufst oder direkt in die Notaufnahme gehst – auch wenn Du Dir unsicher bist, ob bei Dir oder Deinem Schutzbefohlenen wirklich eine Hodentorsion vorliegt. Versuche nicht, den Hoden selbst zurückzudrehen. Er kann sich in verschiedene Richtungen rotieren und Du kannst die Situation verschlimmern, indem Du ihn in die falsche Richtung drehst.

Hauptsächlich betroffen: Kinder und Jugendliche 

Eine Hodentorsion kann grundsätzlich bei jedem Mann und in jedem Alter vorkommen. Über 65 Prozent1 der Fälle werden jedoch bei Kindern im ersten Lebensjahr und bei Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren diagnostiziert. 

Die genaue Ursache einer Hodentorsion ist nicht immer klar (idiopathische Torsion). Grundsätzlich kann es zu einer Hodentorsion kommen, wenn der Hoden nicht ausreichend im Hodensack fixiert ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn durch eine Entwicklungsanomalie das Band, das den Hoden beim Abstieg in den Hodensack führt (Gubernakulum), fehlt. Das schnelle Wachstum nach der Geburt und während der Pubertät führt häufig zu einer höheren Mobilität der Hoden, was diese Altersgruppen besonders anfällig für Hodentorsionen macht. Selten können auch Sportverletzungen oder andere Traumata im Genitalbereich zu einer Hodentorsion führen. 

Wer ist gefährdet? Risikofaktoren für eine Hodentorsion 

Es gibt Risikofaktoren, die eine Verdrehung der Hoden begünstigen können. Hauptsächlich sind dies Fehlstände des Hodens (Hodendystopie), die ein- oder beidseitig auftreten können. Die Hoden befinden sich dabei vorübergehend oder dauerhaft außerhalb des Hodensacks (Skrotum).  

Dies ist der Fall bei: 

Hodenhochstand (Krytorchismus / verspätet deszendierte Hoden)

Beim Hodenhochstand handelt es sich um eine angeborene Fehlstellung. Die Hoden befinden sich bei der Geburt nicht im Hodensack, sondern verbleiben in der Bauchhöhle oder Leiste. Die Fehlstellung wird in der Regel operativ korrigiert. In manchen Fällen wandert der Hoden auch selbständig in den ersten Lebensjahren in das Skrotum (verspätet deszendierte Hoden). Wenn der Hoden nicht korrekt abgestiegen ist, bleibt er oft in einer instabilen Position, die das Risiko einer Verdrehung erhöht. 

Pendelhoden (retraktiler Hoden)

Pendelhoden liegen vor, wenn die Hoden sich reflexartig zwischen Hodensack und Leiste bewegen können. Dies wird möglich durch eine übermäßige Aktivität des Kremaster-Muskels. Dieser Muskel zieht den Hoden vor allem bei Kälte, Berührung oder anderen äußeren Reizen nach oben in die Leiste, um ihn zu schützen.

Wie wird eine Hodentorsion behandelt? 

Um die genaue Ursache der Beschwerden abzuklären, wird Deine Ärztin oder Dein Arzt eine Anamnese durchführen, also alle wichtigen Faktoren genau abfragen. Danach folgen eine körperliche Untersuchung und meistens noch eine spezielle Ultraschalluntersuchung, die Farbdopplersonographie, bei der man erkennen kann, ob Durchblutungsstörungen vorliegen. 

Wenn weiterhin Unsicherheiten bestehen, wird untersucht, ob andere Erkrankungen wie eine Hoden- oder Nebenhodenentzündung, eine Blinddarmentzündung, Nierensteine oder ein Leistenbruch (bei dem Gewebe im Hodensack eingeklemmt sein kann, sogenannte inkarzerierte Skrotalhernie) als Ursache in Frage kommen.

Ist die Diagnose gesichert, muss schnell gehandelt werden: Ziel ist es, die Durchblutung des Hodens wiederherzustellen, um das Gewebe zu retten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Es gelingt der Ärztin oder dem Arzt, den Hoden manuell zurückzudrehen.
  • Der Hoden wird in einer Notoperation freigelegt und zurückgedreht. Meist werden dabei gleichzeitig beide Hoden mit einer Naht fixiert (Orchidopexie), um zu verhindern, dass es erneut zu einer Hodentorsion kommt.   

Erfolgt die Behandlung rechtzeitig, besteht eine gute Chance auf vollständige Genesung. Bei zu später Behandlung kann es sein, dass es zu bleibenden Schäden kommt (Atrophie) oder der betroffene Hoden entfernt werden muss.

Unfruchtbarkeit und Erektionsstörungen: Welche Folgen kann eine Hodentorsion haben?

Viele Männer und ihre Angehörigen machen sich Sorgen, ob eine überstandene Hodentorsion die Zeugungs- und Erektionsfähigkeit beeinträchtigt. 

In einer Beobachtungsstudie2 untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Institute of Medical Education and Research in Chandigarh (Indien) die langfristigen Auswirkungen einer Hodentorsion und ihrer Behandlung. Bei 44 der 67 Teilnehmer musste aufgrund der Hodentorsion ein Hoden entfernt werden. Bei 34 Patienten konnte der Hoden hingegen erhalten werden. 

Erkenntnisse der Studie:  

  • Die Zeit bis zur Behandlung ist entscheidend: Je später die Behandlung, desto höher ist das Risiko für Hodenverlust.
  • Bei 47 % der Patienten der Hodenerhalt-Gruppe traten bleibende Schäden (Hodenatrophie) auf. Die Testosteronspiegel der Patienten, bei denen eine Operation (Orchiektomie) durchgeführt wurde, waren deutlich niedriger (durchschnittlich 6,5, Nanomol im Vergleich zu durchschnittlich 13,3 Nanomol bei der Gruppe mit Hodenerhalt).
  • Es gab jedoch keinen klinisch relevanten Einfluss auf die Samenqualität und keinen Zusammenhang mit Erektionsstörungen

Eine frühere Studie aus dem Jahr 20033 beobachtete den Einfluss auf die Fruchtbarkeit nach einer Hodentorsion. Hier wurde bei 36–39 Prozent der Studienteilnehmer die Gesamtmenge des für die Produktion von Spermien wesentlichen Keimepithel verringert, was auf eine geringere Fruchtbarkeit hindeutet. Insgesamt lassen sich jedoch weniger als 1 Prozent der Fälle von Zeugungsunfähigkeit auf eine Hodentorsion zurückführen. 

Eine neuere israelische Studie4 aus dem Jahr 2016 kam – mit einer anderen Untersuchungsmethode – zu einem anderen Ergebnis: Sie untersuchte 63 Männer, die wegen einer Hodentorsion behandelt worden waren. Die meisten hatten nach der Behandlung eine normale Schwangerschaftsrate in ihren Partnerschaften – unabhängig davon, ob der betroffene Hoden entfernt oder erhalten wurde. Auch bei Männern, denen ein Hoden entfernt werden musste, war die Wahrscheinlichkeit, Vater zu werden, nicht geringer als in der Normalbevölkerung.

Häufige Fragen
Woran erkenne ich, ob mein Hoden verdreht ist?

Plötzliche, starke Schmerzen im Hoden, oft mit Schwellung, Übelkeit oder Schmerzen im Unterbauch – besonders wenn der Hoden höher steht oder sich nicht mehr gut bewegen lässt. Dann solltest Du sofort den Notarzt rufen oder direkt ins Krankenhaus gehen.

Was tun, wenn ich den Verdacht auf einen verdrehten Hoden habe?

Geh sofort in die Notaufnahme oder ruf den Notarzt – eine Hodentorsion ist ein Notfall. Warte nicht ab, denn jede Stunde zählt, um den Hoden zu retten. Die besten Chancen auf eine vollständige Genesung ohne bleibende Schäden bestehen, wenn die Behandlung innerhalb von maximal 6 Stunden durchgeführt wird.

Wie fühlt sich ein verdrehter Hoden an?

Ein verdrehter Hoden tut plötzlich stark weh, ist oft geschwollen, hart und steht höher als der andere. Meist lässt er sich kaum oder gar nicht mehr bewegen.

Kann ein Hoden verdreht sein, ohne dass man es merkt?

In seltenen Fällen ja – zum Beispiel, wenn sich der Hoden nur kurzzeitig verdreht und dann von selbst zurück dreht. Dann können die Schmerzen nur leicht oder vorübergehend sein. Trotzdem sollte das ärztlich abgeklärt werden.

Wie schnell muss ein verdrehter Hoden behandelt werden?

Am besten innerhalb von 6 Stunden – je früher, desto größer die Chance, den Hoden zu retten. Danach steigt das Risiko, dass betroffenes Gewebe abstirbt und entweder Schäden zurückbleiben oder der Hoden entfernt werden muss.

Wie unterscheidet man Hodentorsion von anderen Hodenschmerzen?

Eine Hodentorsion beginnt meist plötzlich und stark, der Hoden steht höher und lässt sich kaum bewegen. Der Schmerz strahlt oft in den Bauch aus. Bei anderen Ursachen wie einer Entzündung kommen die Beschwerden meist langsamer. Sicherheit gibt aber nur eine Untersuchung in der Arztpraxis.

Quellenangaben
Links
  1. AMBOSS. (n.d.). Hodentorsion. https://next.amboss.com/de/article/Li0wHf?q=hodentorsion
  2. Aggarwal, D., Parmar, K., Sharma, A. P., Tyagi, S., Kumar, S., Singh, S. K., & Gupta, S. (2022). Long-term impact of testicular torsion and its salvage on semen parameters and gonadal function. Indian journal of urology : IJU : journal of the Urological Society of India, 38(2), 135–139. https://doi.org/10.4103/iju.iju_328_21
  3. Visser, A., & Heyns, C. (2003). Testicular function after torsion of the spermatic cord. BJU International, 92(3), 200–203. https://doi.org/10.1046/j.1464-410x.2003.04307.x
  4. Gielchinsky, I., Suraqui, E., Hidas, G., Zuaiter, M., Landau, E. H., Simon, A., Duvdevani, M., Gofrit, O. N., Pode, D., & Rosenberg, S. (2016). Pregnancy Rates after Testicular Torsion. The Journal of Urology, 196(3), 852–855. https://doi.org/10.1016/j.juro.2016.04.066
  5. Kretschmer, C. (2022, May 18). Hodentorsion - Symptome, Diagnostik, Therapie. Gelbe Liste. https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/hodentorsion
  6. MSD Manual. (n.d.). Hodentorsion. MSD Manual für medizinisches Fachpersonal. https://www.msdmanuals.com/de/profi/urogenitaltrakt/penile-und-skrotale-krankheiten/hodentorsion
  7. MSD Manual. (n.d.). Hodentorsion. MSD Manual für Patienten. https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-m%C3%A4nnern/penis-und-hodenerkrankungen/hodentorsion
  8. Mayo Clinic. (n.d.). Testicular torsion: Symptoms and causes. https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/testicular-torsion/symptoms-causes/syc-20378270
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