
Dr. Johannes von Büren
Letzte Änderung: 23.04.2021
Das Wichtigste in Kürze
Die besten Ansprechpartner bei Potenzproblemen sind Urologen und Andrologen
Die Anamnese gibt wichtige Hinweise auf die Ursachen für die Erektile Dysfunktion
Ergänzend zu der Anamnese kann der Urologe körperliche Untersuchungen vornehmen

Chefarzt Urologie Asklepios Klinik Altona, Hamburg
"Der Anamnesefragebogen vereint die wichtigsten Elemente der ED-Diagnose: Die Schwere der Erektionsstörung kann abgeschätzt, mögliche Ursachen können ausgemacht oder verworfen und geeignete Behandlungsmethoden können identifiziert werden. Eine qualifizierte Online-Diagnose ist im Bereich der Erektilen Dysfunktion also definitiv möglich."
Zu welchem Arzt bei Erektiler Dysfunktion?
Wer seine Erektionsprobleme erkennt und in Angriff nehmen möchte, steht bereits vor der ersten großen Frage: Welcher Arzt ist für die Diagnose und Behandlung von Erektionsstörungen zuständig?
Allgemeinmediziner
- Der Allgemeinmediziner, also Dein Hausarzt, ist bei den verschiedensten Erkrankungen erste Anlaufstelle. Auch bei Erektionsproblemen ist der Kontakt zum Hausarzt eine gute Idee, im Normalfall wird dieser jedoch nach einem kurzen Anamnesegespräch eine Überweisung an einen Facharzt der Urologie ausstellen.
Urologie
- Die Urologie ist für Erkrankungen, Funktionsstörungen, Fehlbildungen und Verletzungen der Harnwege sowie des männlichen Genitaltraktes zuständig.¹ Unter das männliche Geschlecht fallen hier Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen, Penis und Prostata - bei Problemen mit der Erektion bist Du beim Urologen also an der richtigen Adresse!
Andrologie
- Die Andrologie ist ein recht junger Fachbereich. Andrologen sind auf die Gesundheit des Mannes spezialisiert und beschäftigen sich mit Themen der Urologie (Männliche Geschlechtsorgane), Endokrinologie (Hormone) und Dermatologie (Haut).² Ist eine Praxis der Andrologie in Deiner Nähe, ist diese also auch eine mögliche Anlaufstelle.
Sind die möglichen Ursachen der Erektionsstörung identifiziert, können noch weitere medizinische Fachrichtungen eingebunden werden. Darunter fallen zum Beispiel Kardiologen, Endokrinologen, Neurologen oder auch Psychotherapeuten.
**inkl. MwSt.
Wann zum Arzt bei Erektionsstörungen?
Eine einmalige Flaute ist noch lange kein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Häufen sich die Erektionsprobleme jedoch, solltest Du Dir schnellstmöglich professionelle Hilfe suchen. Denn gerade bei Erektionsstörungen gilt: Je früher die Behandlung, desto besser die Prognose!
Die Erektion als Frühwarnsystem
Eine Erektile Dysfunktion kann Symptom schwerer Erkrankungen sein (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes). Der Urologe kann diese zugrunde liegenden Erkrankungen aufdecken und somit weitere gesundheitliche Folgen verhindern.³
Viele Männer sind gehemmt, aufgrund ihrer Erektionsstörung einen Arzt aufzusuchen. Schamgefühle sind hier jedoch fehl am Platz: Fachärzte für Urologie oder Andrologie sind auf Krankheitsbilder der Sexualmedizin spezialisiert und alltäglich mit Patienten konfrontiert, die unter Erektionsstörungen leiden.
Wann wird eine Erektile Dysfunktion diagnostiziert?
Nach dem ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) spricht man von einer Erektilen Dysfunktion, wenn Männer über mindestens 6 Monate in mindestens 70 % der Versuche keine oder für den Geschlechtverkehr unzureichende Erektionen bekommen.
Die Anamnese: Das Herzstück der ED-Diagnose
Das Herzstück bei der Diagnosestellung der Erektilen Dysfunktion ist die Anamnese, welche meist anhand eines Fragebogens erhoben wird. Die Anamnese bietet tiefe Einblicke in die Sexualität des Mannes und kann mögliche Ursachen der Erektionsprobleme aufdecken oder ausschließen. Damit bietet sie die Basis für eine effektive Behandlung der Erektilen Dysfunktion.⁴
Welche Themen sind für die Anamnese relevant?
Alter, Größe, GewichtDauer und Schweregrad der ErektionsstörungSexualität, sexuelle Lust, nächtliche und spontane ErektionSoziokulturelles Umfeld und BeziehungenAllgemeines WohlbefindenKörperliche (z.B. Diabetes) und psychische (z.B. Depressionen) Vorerkrankungen, Operationen, Medikamenteneinnahme, Alkohol- und Drogenkonsum usw.
Neben der Ursachenforschung bietet der Anamnesefragebogen eine Chance, die individuellen Behandlungsmöglichkeiten zu kalkulieren. Zwei Beispiele:
Die Krankengeschichte des Patienten (z.B. Vorerkrankungen, Medikamente) gibt Informationen darüber, welche Arzneimittel bei dem Patienten kontraindiziert sind.
Informationen zu Häufigkeit und Schwere der Erektionsprobleme (z.B. Wie lange hält die Erektion? Seit wann besteht die Erektile Dysfunktion?) helfen, die richtige Dosis von Potenzmitteln wie Sildenafil oder Tadalafil zu bestimmen - und so weiter.
Mögliche Untersuchungsmethoden beim Urologen
Über die Anamnese hinaus kann der Urologe oder Androloge noch weitere Untersuchungen vornehmen, welche das Bestimmen von Schwere und Ursachen der Erektionsstörung erleichtern.⁵ Darunter können - je nach Ausgang des Anamnesefragebogens - folgende Untersuchungen fallen:
Abtasten von Bauch- und Genitalregion
Abtasten von Penis und Hoden
Abtasten der Prostata über den Enddarm des Mannes
Blutdruckkontrolle
Überprüfung von Gewicht und Bauchumfang
Kontrolle der Sexualhormone (insbesondere Testosteron)
Kontrolle von Laborparametern wie Schilddrüsenwerten, Blutzuckerwerten oder Blutfettwerten
Suche nach Tumormarkern
Ultraschalluntersuchung
RIGIscan (Messung der nächtlichen Erektion)
Biothesiometrie (Messung der Nervensensibilität des Penis)
Dynamometrie (Messung der Muskelkraft an der Wurzel des Penis)
Elektromyographie (Untersuchung der Muskel- und Nervenaktivität des Penis)
¹https://www.urologenportal.de/fachbesucher/wir-ueber-uns/dgu.html
²https://www.urologenportal.de/pressebereich/pressemitteilungen/presse-aktuell/presse-archiv/pressemitteilungen-aus-dem-jahr-2005/pressemitteilung-andrologie-ein-neues-gebiet-der-aerztlichen-zusatz-weiterbildung-14092005.html
³Diehm, N., Borm, A. K., Keo, H. H., & Wyler, S. (2015). Interdisciplinary options for diagnosis and treatment of organic erectile dysfunction. Swiss medical weekly, 145(5152).
⁴Jungwirth, A., & Esterbauer, B. (2009). Diagnose und Therapie der erektilen Dysfunktion. Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel-Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 2(4), 21-25.
⁵https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-112l_S1_Erektilen_Dysfunktion_Diagnostik_Therapie_2018-05.pdf